Der Methodenkasten zu Wissensmanagement ist groß und vielfältig: Er reicht von IT-Werkzeugen über spezifische Wissensmanagement-Methoden wie z. B. die Wissensstafette bis hin zu Maßnahmen der Personalentwicklung, Kreativitätstechniken und vieles mehr. Wie also sich einen Überblick verschaffen?
Für das Kursbuch haben wir uns eine Clusterung entlang unterschiedlicher Aufgabenstellungen oder Use Cases entschieden:
Aber auch die verschiedenen Wissensmanagement-Modelle können als Ordnungsrahmen genutzt werden, um ihren unterschiedlichen Phasen oder Bausteinen usw. Methoden und Werkzeuge zuzuordnen.
Kommentare/Hinweise:
Ergänzungs- o. Änderungsvorschläge hier in der XING-Diskussion, oder (notfalls, wenn kein XING-Account gewünscht) als eMail (unbedingt mit dieser URL) an uns Autoren (Gabriele Vollmar und/oder Dirk Liesch).
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Ziel von Journey Mapping ist es, Wissen zu gewinnen durch die Visualisierung von „Reisen“.
Das größte Einsatzgebiet ist sicher Customer Journey Mapping. Damit werden von Unternehmen Kundenreisen unter die Lupe genommen, um Verbesserungspotenzial zu erkennen. Genauso können auch geplante neue Kundenreisen in der Entwicklung veranschaulicht werden (mehr zur Customer Journey). Man externalisiert damit also Wissen über einen Ablauf und kann es im Unternehmen nutzen und weitergeben.
Mit Journey Mapping ist eine sehr anschauliche Visualisierung möglich. Man erhält eine Wissenslandkarte. So werden Überblick und Detail gleichzeitig zugänglich.
Diese Methode kann man für Produkte und Services nutzen. Ein interessantes Beispiel zeigen Hannah McKelvey and Jacqueline L. Frank in ihrem Artikel „Improving Onboarding with Employee Experience Journey Mapping: A Fresh Take on a Traditional UX Technique“. Sie haben neue Mitarbeitende zu ihren Erfahrungen im Einstieg interviewt. Das so externalisierte Wissen wurde dann in Journey Maps übertragen. Damit kann das Onboarding optimiert werden.
Es liegt nahe, Journey Mapping als Methode zur Externalisierung von Wissen auch in andere Bereiche zu übertragen. Zum Beispiel in das Projekt Management. Um die Wissenswertschöpfungskette von Projekten zu verlängern, kann es sich lohnen, Wissen aus Projekten zu verstetigen. Doch welches Wissen für wen? Dies zu erkennen, ermöglicht ein visueller Rückblick. Annette Hexelschneider hat dafür die My Project Journey Map und die Our Journey Map (Download siehe unten) entwickelt. Hier stellt Sie die Methode in einer Live-Sessione des WMOOC vor (Dauer 50:09 min) vor:
Externalisiertes Wissen wird gesammelt, implizites Wissen kann erkannt werden und man kann entscheiden, was für wen noch externalisiert und was für wen verstetigt werden sollte. Dies ist aber nicht der einzige Effekt. Nutzen Projektteilnehmende zuerst die My Project Journey Map, hilft diese Reflexion, den persönlichen Wissenszuwachs zu erkennen und kann zur Selbststärkung führen.
Mögliche Nutzungsvarianten:
Project Journey, Annette Hexelschneider 2020
Bedenkenswert für eine erfolgreiche Nutzung:
eine ermöglichende Kultur, um Wissen zu teilen,
mit einem kleinen Projekt beginnen,
ein SMARTes Ziel für die Nutzung der Methode,
Kriterien für zu verstetigendes Wissen,
Wissen wird dann auch in Handeln überführt.
Nutzt man die Methode öfter, bekommt man als Bonus noch mehr Erkenntnisse, weil man Wissensmuster erkennen und damit weiterlernen kann.
Denkaufgabe: Wie erkennen und „ernten“ Sie Projektwissen und ganz besonders implizites Wissen aus Projekten? Was läuft dabei gut und was noch nicht? Wie könnte Ihnen Journey Mapping helfen?
Quelle:
Hexelschneider, A. (2020) Einfach umfassend Erfahrungswissen sichern mit der Project Journey Map In: projektmagazin (Paywall)
„Wissen erlangen und entwickeln“ umfasst die Methoden, welche das Erwerben von Wissen und die Weiterentwicklung dieses Wissen vor allem durch persönlichen Erfahrungsaustausch und Interaktion der Personen unterstützen.
Unsere (derzeitige) Auswahl an möglichen Werkzeugen und Methoden, um Wissen zu erlangen und zu entwickeln, umfasst:
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ist ein sehr wichtiges Thema sowohl im persönlichen Wissensmanagement, als auch im organisationalen Kontext. Das
„Cheat Sheet“
ist ein sehr durchdachtes Hilfsmittel, die Bewertung des Wahrheitsgehalts einer Information zu meistern. Allerdings gehört zur richtigen Anwendung ein möglichst gutes Verständnis und Wissen zu Desinformationen und „Fake News“ an sich. Deshalb lohnt es sich, das folgende Video zum Thema zumindest bis zur 34. Minute anzusehen:
Im Video „Desinformation aufdecken und einordnen – der Überblick für Wissensprofis“ schärft Stefan Zillich den Blick für Desinformation und Fake News und stellt neben Beteiligten und Mechanismen das Cheat Sheet Desinformation vor. Mit konkreten Fragen und Methoden kann man Desinformation erkennen und einordnen und letztlich eine aktive und selbstbestimmte Haltung beim Umgang mit Information trainieren. Das Video ist eine Aufzeichnung der entsprechenden Live-Session im WMOOC 2020 (Dauer: 60 min):
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Für ihr Buch „Werkzeugkasten Wissensmanagement“ führt Angelika Mittelmann einen „Semantischen Raum des Wissensmanagements“ ein, auf dessen Basis die verschiedenen Methoden/Werkzeuge des Wissensmanagement eingeordnet werden. Da wir dieses Zugangsweg zur Methodensammlung hilfreich finden und deshalb ebenfalls anbieten, stellen wir hier diesen semantischen Raum kurz vor:
Semantischer Raum – Wissensmanagement
Symbol
Beschreibung
Entität Wissensträger (Wt) sind Menschen, die Wissen und Erfahrungen gesammelt haben, die für andere wertvoll sein können.
Die Entität Organisationen (Or) umschließt Gefüge von Menschen, die gemeinsam ein bestimmtes Ziel verfolgen. Organisationen können Unternehmensteile (inkl. Organisationsstruktur / Organigramm), einzelne Unternehmen oder Unternehmensnetzwerke sein.
Die Entität Beziehungen (Bz) umfasst die sozialen Bindungen und Beziehungen zwischen Menschen. Damit geht es um Relationen zwischen Personen.
Die Entität Relationen (Rl) repräsentiert Zusammenhänge zwischen verschiedenen Entitäten und dient damit der Strukturierung von Wissensgebieten und Wissensobjekten.
Die Entität Prozesse (Pr) beinhaltet alle Abläufe in einem Unternehmen, die die Herstellung von Produkten oder die Erbringung einer Dienstleitung zum Ziel haben. Oft wird diese Entität auch als Geschäftsprozess bezeichnet.
Die Entität Kompetenzen (Ko) umspannt die Fähigkeiten, Fertigkeiten, das Wissen und die Erfahrungen eines Wissensträgers oder einer Organisation. Nicht damit gemeint ist das Zuständigsein einer Person für die Lösung eines Problems.
Die Entität Wissensgebiete (Wg) schließt alle Themen und Begriffe klar unterscheidbarer Fachbereiche ein. Synonym für Wissensgebiete werden die Begriffe Wissensbereich oder Wissensdomäne verwendet.
Die Entität Kategorien (Ka) enthält alle Grundbegriffe eines Wissensgebiets. Diese Grundbegriffe können in ihrer Bedeutung klar voneinander abgegrenzt werden. Sie dienen in weiterer Folge der Beschlagwortung von Wissensobjekten.
Die Entität Wissensobjekte (Wo) inkludiert sowohl die physischen als auch die virtuellen Artefakte, in denen die Wissensträger ihr Wissen und ihre Erfahrungen manifestieren.
Die Entität Orte (Ot) umfasst sowohl physische Orte wie zB Gebäude oder Zimmer als auch virtuelle Orte wie Fileserver oder virtuelle Kommunikationsräume im Internet.
So können Sie sich den Semantischen Raum optisch vorstellen (Darstellung von Angelika Mittelmann, noch mit 9 Entitäten):
Erläuterung (Angelika Mittelmann):
Dreh- und Angelpunkt jeder Wissensmanagementaktivität sind die Wissensträger, die damit im Zentrum bzw. am höchsten Punkt des Semantischen Raums zu finden sind. Wissensträger haben Kompetenzen, führen Prozesse aus und arbeiten in und für Organisationen. Organisationen besitzen ebenso wie Wissensträger Kompetenzen und betreiben Prozesse, um ihren Geschäftszweck zu erfüllen.
Da Beziehungen als Spezialform von Relationen von besonderer Bedeutung für das Wissensmanagement sind, scheinen sie als eigene Entitäten im Semantischen Raum auf. Beziehungen bestehen zwischen Wissensträgern, Relationen zwischen beliebigen Wissensgebieten und Kategorien. Wissensgebiete umfassen Kategorien, die die Kernbegriffe des jeweiligen Wissensgebietes repräsentieren. Für das Wissensgebiet „Wissensmanagement“ können das zB die Kategorien „Wissen “ und „Lernen “ sein.
Wissensgebiete manifestieren sich in Wissensobjekten. In diesen beschreiben die Wissensträger ihr dokumentierbares Wissen. Die Kategorien nutzen sie als Schlüsselwörter für die Beschlagwortung der Wissensobjekte. Sowohl Wissensträger als auch Wissensobjekte befinden sich an physischen oder virtuellen Orten. Wissensträger sind zB in einem bestimmten Gebäude und Raum zu finden und haben sich mit Hilfe ihres Computers in ein virtuelles soziales Netz eingeklinkt. Wissensobjekte können als Bücher oder Zeitschriften u.ä. an einem bestimmten Ort zu finden sein oder als elektronische Artefakte auf einem Fileserver oder in einer Datenbank liegen.
MOOCs
Online eLearning Kurse mit „vielen“ Teilgebern
Soziales Lernen
lernen voneinander im sozialen (online) Netzwerk
Blended Learning (inkl. Learning by doing)
Varianten der Kombination von online Lernen und Präsenzlernen
Serious Games
über Spiele und Simulationen lernen und Wissen weitergeben
Lernkarten
Webinar
Online Seminare zur Weiterbildung über das Internet
Wissensmarktplatz
Wissensaustausch über einen Wissensmarkt auf einem Wissensmarktplatz
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„Wissen dokumentieren, strukturieren und speichern“ umfasst die Methoden und Vorgehensweisen welche die Dokumentation, Speicherung, strukturierte Ablage und das Suchen und Finden von Wissen/Informationen unterstützen.
Unsere (derzeitige) Auswahl an möglichen Werkzeugen und Methoden dazu umfasst:
MikroArtikel
Wissen und dessen Kontext in möglichst knapper Form
Topic Map / Concept Map
Visualisierung von Begriffen (Concepts) und ihren Zusammenhängen in Form eines Netzes
Wiki
einfaches Content-Management-System für Webseiten
Blog
das einfache Nachrichten-Instrument im Inter- und Intranet
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Eine große Bedeutung zur Entwicklung der Wissenskultur in der Organisation haben die „offenen Methoden„.
Diese haben folgende Stärken und Nutzen:
sehr gute Vernetzung und Beteiligung der Mitarbeiter (bzw. Teilnehmer)
Wertschätzung und Möglichkeit der Mitgestaltung
Kommunikation und Begegnung auf Augenhöhe. Alle Teilnehmerinnen sind gleich. Niemand ist „gleicher“.
hohes Innovations- und Ideen- und Kreativitätspotential
hohes Motivationspotential
Oft sprechen sich die Teilnehmer hier mit Vornamen und „Du“ an. Außerdem wird oft der Begriff „Teilgeber“ für die Beteilgten genutzt, um deutlich zu machen, das Jede sowohl Wissens-Geber, als auch Wissens-Nehmer ist und dies völlig gleichberechtigt zu allen anderen Beteiligten.
Dadurch eignen sich offene Methoden „Mitarbeiter zu Freunden zu machen„, zu Freunden sowohl der eigenen Organisation, des Unternehmens oder der Verwaltung, als auch untereinander. Diese Methoden fördern wesentlich eine gute Organisationskultur.
Die Typischen Regeln und Besonderheiten „offener Methoden“ sind:
Augenhöhe, Niemand ist „gleicher“
Wer auch immer kommt, es sind die richtigen Leute
Was auch immer geschieht, es ist das Richtige – Ungeplantes und Unerwartetes ist oft kreativ und nützlich
Gesetz der zwei Füße – Der Teilnehmer bleibt nur so lange in einer Gruppe, wie er es für sinnvoll erachtet, also solange er etwas lernen und/oder beitragen kann, sonst geht er
Hummeln und Schmetterlinge (basierend auf dem Gesetz der zwei Füße)- „Hummeln“ flattern von Gruppe zu Gruppe und bilden eine Brücke zwischen den Themen durch häufige Gruppenwechsel, die „Schmetterlinge“ flanieren und pausieren, sind einfach da und „sind schön“. (besonders typisch für BarCamp + Open Space)
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Laut Europäischem Leitfaden zur erfolgreichen Praxis im Wissensmanagement bezeichnet Persönliches Wissensmanagement ein Selbstführungskonzept, das darauf abzielt, Wissensbestände und Lernprozesse eigenverantwortlich und geschickt zu handhaben.
Es ist ein Bündel von Konzepten, Methoden und Instrumenten zur Strukturierung und Ordnung von individuellen Wissensbeständen, welches es den Mitarbeitern ermöglicht, Verantwortung dafür zu übernehmen, was sie wissen und wen sie kennen.
Es geht damit deutlich über schlichtes Zeitmanagement und Selbstorganisation hinaus. Ausgangspunkt ist die Reflexion der individuellen Denkweisen und Handlungen, um die eigene Effizienz und die der partizipierenden Personen im Lern- und Arbeitsbereich zu verbessern.
Aspekte eines persönlichen Wissensmanagements im Überblick:
Die folgenden Methoden aus dem Maßnahmen-Portfolio, das in der Wissensmanagement Open Academy dargestellt wird, können auch im Persönlichen Wissensmanagement unterstützen:
Kompetenzrad zur Reflexion und Bewertung der eigenen Kompetenzen und damit des eigenen Wissensstandes als Grundlage für eine persönliche Wissensstrategie
Mikroartikel oder Notizen zur knappen Dokumentation wichtiger persönlicher Wissensinhalte
Und natürlich all die vielfältigen Methoden zum Wissenserwerb wie MOOCs, E-Learning, Mikroschulungen, Job Rotation usw. (in der Übersicht aus der „Gegenperspektive“ dargestellt unter Wissen weitergeben)
Einen guten Überblick über einige IT-Tools für das Persönliche Wissensmanagement bietet auch dieser Artikel von Günter Eufinger aus Community of Knowledge (erschienen März 2013).
Vielleicht mehr noch als um Methoden geht es im Persönlichen Wissensmanagement um eine Grundhaltung, um die des Reflective Practitioners nach Donald Schön. Im folgenden Video erläutert von Gabriele Vollmar (Dauer 3’06 Min):
Denkaufgabe:
Welche Werkzeuge setzen Sie für Ihr Persönliches Wissensmanagement ein?
Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial?
Weiterführende Materialien (wenn Sie etwas mehr Zeit investieren wollen):
Selbstorganisation mit MindManager und Outlook, eine Anbieterdemonstartion: „Erfolgreiche Selbstorganisation mit dem MindManager„ (3:52 min, Mindjet EMEA), Ausführlichere Erklärvideos zum Thema sind dann in den Empfehlungen zu finden.
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