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Kollegiale Beratung

Begriffsbestimmung:
Kollegiale Beratung ist ein „Bildungsangebot, in dem Fälle aus der beruflichen Praxis der Teilnehmenden in einer Gruppe ohne offizielle Leitung beraten werden. Die Beratungen erfolgen in verteilten Rollen und werden anhand eines Ablaufschemas durchgeführt“ (Westphal, 2016, S. 6).

Sehr kurz, übersichtlich und verständlich ist auch die Wikipedia – Erklärung, die kollegiale Beratung als eine Entwicklung aus der Supervision = Supervision ohne Supervisorin sieht.

Handlungsfelder im Wissensmanagement:
Die Methode ermöglicht nicht nur ein reflexives Lernen aus Erfahrung, sondern auch den Austausch und die Vernetzung von Wissen. Sie eignet sich insbesondere für die Einarbeitung neuer Mitarbeitender, zur Vermeidung von Wissensinseln und zur Entwicklung der Organisationskultur.

Kontext und Zielgruppe:
Kollegiale Beratung eignet sich insbesondere für Berufsgruppen, die „mit Menschen arbeiten“, die führen, anleiten, beraten, lehren, erziehen, pflegen oder therapieren; also kurz Interaktionsarbeit leisten (eine knappe Erläuterung findet sich hier ). Die Interaktion mit anderen Menschen ist hier der wesentliche Inhalt der Arbeit.
Durch die Subjektivität und die Emotionalität der Beteiligten ergeben sich immer wieder Situationen, die nicht nach einem vorgegebenen Prozess abgearbeitet werden können, weil es zu unerwarteten Schwierigkeiten, Kommunikationsproblemen und Konflikten kommt. Diese Situationen können als „Fall“ in die Kollegiale Beratung eingebracht und mit der Gruppe diskutiert werden.
Die Methode eignet sich also dafür, implizites Wissen sichtbar und dadurch teilbar und für andere nutzbar zu machen.
Kollegiale Beratung hat viele Vorteile: sie ist kostengünstig, da sie nach der Einführung in die Methode ohne externe Moderation auskommt, sie liefert sofort Lösungen für konkrete Probleme und sie hat eine planbare Länge. Je nach gewähltem Modell dauert eine Kollegiale Beratung zwischen 45 und 90 Minuten.
Kollegiale Beratung sollte nicht ohne professionelle Begleitung eingesetzt werden, wenn es Konflikte innerhalb der Beratungsgruppe gibt oder wenn alle Teilnehmenden gleichermaßen von einem Problem betroffen sind.

Methode:
Einen ersten Einblick in die Methode gibt das folgende Video, Dauer 3:25min:
Ihren Ausgang nimmt die Kollegiale Beratung immer von einem Beratungsanlass, einer als schwierig erlebten Situation aus dem beruflichen Alltag oder kurz: einem Fall. Eine knappe Darstellung von Beratungsanlässen und Methodik gibt es hier in Spiegel- Online.

Eine Beratungsgruppe setzt sich aus drei bis zehn, besser vier bis acht Personen zusammen, die im gleichen Unternehmen arbeiten können, aber nicht müssen. Insbesondere für Führungskräfte ist eine unternehmensübergreifende Kollegiale Beratung oftmals vorteilhaft (einen Blick aus der Praxis gibt es in diesem Heft „Wirtschaft + Weiterbildung“.
In jeder Beratungsrunde gibt eine Person einen Fall in die Gruppe (Fallgeber, Fallgeberin oder Fallerzähler, Fallerzählerin). Eine Person übernimmt die Moderation. Die übrigen Mitglieder der Gruppe sind Beraterinnen und Berater. Diese Rollen wechseln in jeder Beratungsrunde.
Der Beratungsprozess wird durch ein vorher in der Gruppe vereinbartes Ablaufschema strukturiert. So ist sichergestellt, dass ein Thema nicht zerredet, sondern intensiv bearbeitet wird. Die einzelnen Ablaufschemata haben unterschiedliche Schwerpunkte und eine unterschiedliche Anzahl von Beratungsschritten und sind nicht per se besser oder schlechter. Es ist nur wichtig, sich als Gruppe auf einen Ablauf zu verständigen und sich daran zu halten.

Beispiele für Ablaufschemata sind:

Kollegiale Beratung kann sowohl in Präsenz als auch über eine Plattform im Internet durchgeführt werden. Eine frei und kostenlos nutzbare Plattform ist www.kokom.net
Eine Plattform, die sich überwiegend an Lehrerinnen und Lehrer wendet ist www.kobeo-lehrer.de.

Folgendes umfassenderes Video zur kollegialen Beratung ist als Live-Session mit Silke Westphal im WMOOC 2017 entstanden (Dauer 54 min):


Literatur für den tieferen Einstieg:

(Die Version dieses Inhalts vom 5.12.2017 wurde von Silke Westphal erstellt.)

Kommentare/Hinweise:
Ergänzungs- o. Änderungsvorschläge hier in der XING-Diskussion, oder (notfalls, wenn kein XING-Account gewünscht) als eMail (unbedingt mit dieser URL) an uns Autoren (Gabriele Vollmar und/oder Dirk Liesch).