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Grundlegende Begriffe (Definitionen)

Vor der Beschäftigung mit dem Wissensmanagement sollten einige grundlegenden Begriffe klar definiert sein. Der folgende etwas längere Text leitet durch verschiedene, aufeinander aufbauende Definitionen und gibt die eine oder andere Denkaufgabe. Es besteht aber auch die Möglichkeit über die Navigation einzelne Definitionen für einzelne Begriffe gezielt anzusteuern.


Denkaufgabe:

Bevor Sie sich gleich mit zahlreichen Definitionen auseinandersetzen, nehmen Sie sich doch 5 Minuten Zeit und assoziieren Sie rund um den Begriff ‚Wissen‘: Welche anderen (verwandten) Begriffe fallen Ihnen spontan ein, wenn Sie an ‚Wissen‘ denken?


Eine gute Sammlung wesentlicher Begriffsdefinitionen bieten sowohl das D-A-CH Wissensmanagement-Glossar der Gesellschaft für Wissensmanagement e.V. sowie, ab Seite 135, der Europäische Leitfaden für gute Praxis im Wissensmanagement. Das D-A-CH Glossar der GfWM gibt es übrigens auch als App für iPhone und iPad.

Eine gründliche Erläuterung des Wissensbegriffs bietet das Kapitel 2 in einem Studientext von Gabi Reinmann. Oder noch ausführlicher und  tiefer gehend dieser Eintrag, ebenfalls von Reinmann und Mandl, im Spektrum Lexikon der Psychologie.

Oft verwendet im Kontext Wissensmanagement, um den Zusammenhang zwischen Daten, Informationen, Wissen und schließlich Können, Handeln und Kompetenzen deutlich zu machen, wird die so genannte Wissenstreppe von Klaus North [Vgl. North, Klaus (2011) Wissensorientierte Unternehmensführung. Wiesbaden]. In diesem Video (7:18 min) erläutert Dr. Angelika Mittelmann die Wissenstreppe sehr anschaulich:

Hier finden Sie eine kompakte schriftliche Erklärung (inkl. Grafik) der Wissenstreppe (f-bb Website). Wie komplex Gedanken zu Wissensmanagement Begriffen auf Basis der Wissenstreppe sein können, zeigt diese verlinkte Grafik (wird mit Zoom lesbar) von Hr. Hofferer.

Ein Begriffspaar, das im Wissensmanagement oft Verwendung findet, ist das von Michael Polanyi schon in den 60er Jahren geprägte Begriffspaar ‚explizites Wissen‚ und ‚implizites Wissen‘. Hier geht es zu einer Erläuterung.

Kein Wissen ohne Nicht-Wissen; eine gute Definition und Begründung, warum auch das Nicht-Wissen im Wissensmanagement berücksichtigt werden sollte, bietet mit Bezug auf die Überlegungen von Ursula Schneider zum Management der Ignoranz [Vgl. Schneider, Ursula (2006) Das Management der Ignoranz. Wiesbaden] dieser Artikel auf der Community of Knowledge.

Was also ist / will nun Wissensmanagement?


Denkaufgabe:

Und noch einmal die Anregung: Bevor Sie sich gleich mit unterschiedlichen Definitionen von ‚Wissensmanagement‘ beschäftigen, versuchen Sie doch selbst einmal zu definieren, was ‚Wissensmanagement‘ für Sie / Ihren Kontext bedeutet!


Eine interessante Sammlung von Wissensmanagement-Definitionen aus einer XING Diskussion wurde von Boris Jäger im DACH KM – Wiki zusammengefasst.

„Wissensmanagement ist intelligenter Umgang mit Wissen“  ist meine persönliche Lieblingsdefinition, wenn es darum geht, das Gesamtthema, unabhängig von einem Unternehmen zu definieren. (Dirk Liesch)

Meine (Gabriele Vollmar) Definition von Wissensmanagement lautet: „Wissensmanagement ist die Gestaltung förderlicher Rahmenbedingungen für produktive Wissensarbeit. Übergeordnetes Ziel ist die Schaffung einer Lernenden Organisation.“

Hier begegnen wir nun wieder zwei wichtigen Begriffen: Wissensarbeit und Lernende Organisation.

Wissensarbeit wird ausführlich betrachtet in einem Diskussionspapier der GfWM, eine Definition findet sich auf Seite 9-10.

Zur Lernenden Organisation gibt es ein unterhaltsames Video (3:24 min, in englischer Sprache) zur Geschichte von einem Schaf und seiner Herde:

Outlearning the wolves, a learning organisation from Sui Generis on Youtube.

Oder, etwas weniger bildlich, ein Video (8:00 min), das die Lernende Organisation nach den 5 Disziplinen von Peter Senge [Vgl. Senge, Peter (2011. 11. Aufl.) Die fünfte Disziplin. Kunst und Praxis der lernenden Organisation. Stuttgart] erläutert. Interessant wird dieses vor allem ab Minute 3’30:


Denkaufgabe:

Was ist nun Ihre Lieblingsdefinition von ‚Wissensmanagement‘? Was gefällt Ihnen an dieser Definition besonders? Warum passt sie besser auf Ihren Kontext als andere?


Sich im Vorfeld mit diesen Begriffen auseinanderzusetzen ist nicht müßig, denn sie werden im Zentrum der weiteren Beschäftigung mit Wissensmanagement stehen. Gerade auch,  wenn in einer Organisation eine Wissensmanagement-Strategie erarbeitet werden soll, ist ein gemeinsames Verständnis dieser Begriffe wichtig (und keineswegs als selbstverständlich vorauszusetzen). Ebenso ist es empfehlenswert eine eigene, auf den eigenen Kontext, die eigene Organisation passende Wissensmanagement-Definition zu entwickeln, um allen Beteiligten ein klares Bild zu vermitteln, worum es beim Wissensmanagement gehen soll. Nur so lässt sich nachhaltig auch Engagement und Motivation für dieses Thema erzeugen.


Kommentare/Hinweise:
Ergänzungs- o. Änderungsvorschläge hier in der XING-Diskussion, oder (notfalls, wenn kein XING-Account gewünscht) als eMail (unbedingt mit dieser URL) an uns Autoren (Gabriele Vollmar und/oder Dirk Liesch).

Wissensmanagement-Historie

Die Geschichte des Wissensmanagements, die in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts „Fahrt aufnahm“ ist geprägt durch einen lange andauernden Widerstreit zwischen dem so genannten technikorientierten Ansatz, der IT-Lösungen in den Mittelpunkt stellt, und dem humanorientierten Ansatz, der den Menschen als (einzigen) Wissensträger in den Mittelpunkt stellt und starke Überschneidungen mit Themen der Personal- und Kompetenzentwicklung hat.

In der ersten Hochzeit des Wissensmanagements, also Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, waren Wissensmanagement-Initiativen oft IT-getrieben, d.h. fokussierten (ausschließlich) auf die Implementierung einer Software, z. B. einer so genannten Enterprise Knowledge Management Suite, einer Enterprise Search, von Wissensdatenbanken u. ä. Was dabei außer Acht gelassen bzw. teilweise offensiv negiert wurde, war das implizite Wissen und damit die Herausforderung auch nicht explizierbares Wissen – und nur dieses ist qua IT zu verwalten – zu steuern und zu managen. Der jeweilige technologische Entwicklungsstand prägte die Anforderungen und Erwartungen an IT getriebenes Wissensmanagement. Oft waren diese Projekte aus den oben genannten Gründen Fehlschläge und trugen zu einem eklatanten Imageverlust von Wissensmanagement nach der Jahrtausendwende bei.

Einen sehr fundierten Überblick über die Entwicklung des Wissensmanagements bietet ein ausführlicher Artikel von Boris Jäger, der anlässlich des WMOOC 2016 entstanden ist.


Denkaufgabe:
Wo manifestiert sich der Einfluss der oben genannten Entwicklungen im heutigen Bild von Wissensmanagement? Wie kann ein ähnlicher Einbruch und Imageverlust wie Anfang der 2000er Jahre in Zukunft vermieden werden? Was waren die Ursachen?


Weiterführende optionale Informationen:

IKT – Entwicklung

Die Entwicklung der elektronischen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) war eine der wichtigen Triebkräfte des Themas Wissensmanagement und bis kurz nach der Jahrtausendwende oft die treibende Kraft für Wissensmanagement-Projekte in Organisationen.  Zum einen als „Ursache“ für Wissensmanagement, nämlich als gewissermaßen Erzeuger der wachsenden Daten- und Informationsflut, die zu beherrschen Wissensmanagement teilweise angetreten ist, zum anderen auch als vermeintliche umfassende Lösung für dieses Problem. Das manche Ideen schon recht alt sind, zeigt dieser Beitrag von Vannevar Bush (Juli, 1945) unter anderem zur MEMEX-Maschine (Link auf PDF-Dokument, alter Scan).

Dieser Artikel ist gerade auch heute im Kontext der Diskussionen um Künstliche Intelligenz (KI) und die digitale Transformation nicht uninteressant.

Kompetenzentwicklung

Parallel zu neuen Erkenntnissen und Trends der Arbeitswissenschaften und Weiterbildungsforschung entwickelte sich das meist durch die Personalentwicklung vorangetriebene Wissensmanagement in Verbindung mit der Kompetenzentwicklung, das durch eine oft ausgeprägte IKT-Skepsis geprägt war.

Das Thema Kompetenzentwicklung wurde dabei wesentlich von John_Erpenbeck geprägt, der mit seinen Arbeiten dieses Thema in den Fokus rückte.  Als eines von zahlreichen Videos mit Ihm zu diesem Themenkomplex, möchten wir folgendes: 3:17 min Video zum Einstieg in das Thema empfehlen:

Wer das wichtige Thema Kompetenzentwicklung (optional) vertiefen möchte, dem sei das längere Interview (38:38min)   „Wissen ist keine Kompetenz“ von Prof. Werner Sauter mit Prof. Rolf Arnold und Prof. John Erpenbeck empfohlen:

Elektronisches Lernen
Weitgehend getrennt vom Fachgebiet Wissensmanagement entwickelte sich das elektronische Lernen (eLearning).

Eine umfangreiche strukturierte und übersichtliche Sammlung von Beiträgen zur Geschichte des eLearning ist auf dem deutschen Bildungsserver zu finden: Geschichte des eLearning in der Erwachsenenbildung (Deutsche Bildungsserver)

(Optional) In folgendem Video vom EduCamp 2016 in Hattingen (#echat) kommen unterschiedliche Menschen mit ihren persönlichen Erlebnissen aus der Geschichte des eLearning zu Wort (6:07min):

„Wissensmanagement“ wurde in den 1990iger Jahren ein Thema in der Wissenschaft, insbesondere über die Entwicklung wissenschaftlicher Modelle (Nonaka, Probst etc.).

Einen Boom erfuhr Wissensmanagement in der Folgezeit auch durch Einführung des Hype-Begriffes „Wissensgesellschaft“ und des damit suggerierten gesellschaftlichen Qualitätssprungs und dessen Herausforderungen. Eine wichtige Basis legten dazu die Werke und Thesen von Peter Drucker. Gute Informationsquellen sind dazu: 

Kommentare / Hinweise:
Ergänzungs- o. Änderungsvorschläge hier in der XING-Diskussion, oder (notfalls, wenn kein XING-Account gewünscht) als eMail (unbedingt mit dieser URL) an uns Autoren (Gabriele Vollmar und/oder Dirk Liesch).