Warum sollten sich Organisationen oder auch Einzelpersonen überhaupt mit dem Thema Wissensmanagement beschäftigen? Warum ist ein systematischer und strategischer Umgang mit Wissen in den letzten Jahren in unserer Gesellschaft und Wirtschaft immer wichtiger geworden?
Einige Antworten bietet das erste Kapitel in diesem Studientext von Gabi Reinmann. Auch wenn dieser bereits aus dem Jahr 2009 stammt, ist er in seinen wesentlichen Aussagen doch immer noch zutreffend.
Eine Antwort auf die Frage „Warum Wissensmanagement in KMU (kleinen und mittleren Unternehmen)“ versucht der Europäische Leitfaden zur guten Praxis im Wissensmanagement auf den Seiten 8-9.
Aktueller die im November 2018 veröffentlichte internationale Norm ISO30401 Knowledge Management Systems – Requirements. Diese nennt in der Einleitung 7 Gründe, warum Wissensmanagement für Organisationen wichtig ist (Anmerkung: Die Norm liegt zum Zeitpunkt der Überarbeitung dieses Artikels nur auf Englisch vor, Übersetzung und Zusammenfassung durch die Autorin dieses Artikels):
- Wertschöpfung beruht auf der Anwendung / Nutzung von Wissen. Wissen wird zu einem key differentiator hinsichtlich Effektivität, Zusammenarbeit und Wettbewerb.
- Wissensarbeit gewinnt für Gesellschaften und Organisationen zunehmend an Bedeutung. In so genannten Wissensgesellschaften ist Wissen die Quelle des Wohlstands. Dadurch gewinnt Wissen auch innerhalb von Organisationen an Bedeutung: Es ermöglicht wirkungsvolle Entscheidungen, unterstützt und steigert die Effizienz von Prozessen, erzeugt Resilienz und Anpassungsfähigkeit, schafft dadurch Wettbewerbsvorteile und kann selbst zu einem Produkt werden.
- Ein verbesserter Zugang zu Wissen schafft mittels Lernen, praktischer Erfahrung und Austausch neue Möglichkeiten für die berufliche Entwicklung von Individuen.
- Bei einer gesteigerten Veränderungsgeschwindigkeit können Organisationen sich nicht mehr darauf verlassen, dass Wissen sich ’spontan‘ und selbsttätig innerhalb der Organisation verbreitet. Wissensprozesse müssen aktiv gestaltet und gesteuert werden.
- Lokal verteilte und dezentrale Organisationen können einen großen Nutzen aus einem besseren Austausch von Erfahrungen und guter Praxis ziehen.
- In vielen Organisationen ist Wissen in Silos, d.h. bei einzelnen Expertinnen und Experten vorhanden. Das birgt das Risiko des Wissensverlusts in Zeiten erhöhter Fluktuation.
- Wissensmanagement unterstützt die Zusammenarbeit zwischen Organisationen, um gemeinsame Ziele zu erreichen.
Kurz, in den Worten der ISO30401: „Knowledge is an intangible organizational asset that needs to be managed like any other asset.“ (ISO30401:2018(E), S. V)
Denkaufgabe:
Welche Gründe sprechen in Ihrem eigenen Kontext – sei es Sie als Wissensarbeiter / Wissensarbeiterin oder im Kontext Ihrer Organisation – für Wissensmanagement? Welchen Nutzen könnte Wissensmanagement konkret entfalten? Wie würden Sie einem Entscheider / einer Entscheiderin oder einem Kollegen / einer Kollegin erklären, warum sich eine Beschäftigung mit Wissensmanagement lohnt?
Kommentare/Hinweise:
Ergänzungs- o. Änderungsvorschläge hier in der XING-Diskussion, oder (notfalls, wenn kein XING-Account gewünscht) als eMail (unbedingt mit dieser URL) an uns Autoren (Gabriele Vollmar und/oder Dirk Liesch).