Wie definiert die KI „Wissensmanagement“?
Da wir beim WMOOC 2025 den Schwerpunkt „KI im Wissensmanagement“ haben, macht es natürlich Sinn, auch zu einigen Themen hier „die KI“ zu fragen. Zuerst darf ChatGPT selbst Definitionen vorschlagen und dann als Zweites eine Definition bewerten. Bei „generativer KI“ kommt es natürlich sehr auf die Frage (Prompt) an, die man stellt. Also hier zuerst der Prompt an ChatGPT (10.10.2025) :
„Gib mir einige unterschiedliche Definitionen für Wissensmanagement. Mindestens eine sehr kurz, allgemein aber umfassend und mindestens eine Definition ausführlich, wie sie hilfreich für die Mitarbeitenden einer Organisation ist.“
Hier kommt eine Liste von fünf Ergebnissen:
1. Sehr kurze, allgemeine und umfassende Definition
Wissensmanagement ist die systematische Erfassung, Organisation, Nutzung und Weiterentwicklung von Wissen in einer Organisation.
2. Etwas ausführlichere, theoretisch orientierte Definition
Wissensmanagement bezeichnet alle Strategien und Maßnahmen, mit denen Wissen im Unternehmen identifiziert, gewonnen, gespeichert, geteilt und angewendet wird, um die Leistungsfähigkeit und Innovationskraft der Organisation zu erhöhen.
3. Praxisorientierte Definition (für Mitarbeitende hilfreich)
Wissensmanagement bedeutet, sicherzustellen, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter zur richtigen Zeit auf das richtige Wissen zugreifen kann.
Es umfasst:
- das Teilen von Erfahrungen und Best Practices,
- das Dokumentieren von Projektergebnissen und Prozessen,
- das Lernen aus Fehlern und Erfolgen sowie
- das Schaffen einer Kultur des offenen Austauschs.
Ziel ist es, Doppelarbeit zu vermeiden, Wissen zu bewahren, wenn Personen das Unternehmen verlassen, und gemeinsam bessere Entscheidungen zu treffen.
4. Wissenschaftlich-systematische Definition
Nach Probst, Raub und Romhardt (1999) ist Wissensmanagement der „ganzheitliche, zielgerichtete Prozess des Aufbaus, der Nutzung und der Entwicklung des Wissenspotenzials einer Organisation“, bestehend aus den Bausteinen Wissensidentifikation, -erwerb, -entwicklung, -verteilung, -nutzung, -bewahrung und -bewertung.
5. Inspirierende/Leitbild-Definition
Wissensmanagement ist die Kunst und Praxis, kollektive Erfahrung und Informationen so zu verbinden, dass Menschen klüger handeln und Organisationen lernfähiger werden.
Das kann man sich auch als Tabelle liefern lassen:
Nr. | Definition | Zielgruppe | Schwerpunkt | Nutzen / Mehrwert |
---|---|---|---|---|
1 | „Wissensmanagement ist die systematische Erfassung, Organisation, Nutzung und Weiterentwicklung von Wissen in einer Organisation.“ | Allgemein, Führung & Mitarbeitende | Kurz, ganzheitlich | Schneller Überblick, betont Kernaufgaben des Wissensmanagements |
2 | „Wissensmanagement umfasst Strategien und Maßnahmen, mit denen Wissen identifiziert, gewonnen, gespeichert, geteilt und angewendet wird, um die Leistungsfähigkeit und Innovationskraft zu erhöhen.“ | Management, Organisationstheorie | Strategische und prozessuale Sicht | Fokus auf Wertschöpfung durch Wissensprozesse |
3 | „Wissensmanagement bedeutet, sicherzustellen, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter zur richtigen Zeit auf das richtige Wissen zugreifen kann. Es umfasst das Teilen, Dokumentieren, Lernen und eine Kultur des offenen Austauschs.“ | Mitarbeitende, Teams | Praktische Umsetzung, Kultur, Zusammenarbeit | Alltagsrelevante Orientierung; fördert Wissensaustausch und Effizienz |
4 | „Wissensmanagement ist ein ganzheitlicher, zielgerichteter Prozess des Aufbaus, der Nutzung und der Entwicklung des Wissenspotenzials einer Organisation“ (nach Probst et al., 1999). | Wissenschaft, Organisationsentwicklung | Systematischer Ansatz, Prozessmodell | Strukturierte Orientierung an etabliertem Referenzmodell |
5 | „Wissensmanagement ist die Kunst und Praxis, kollektive Erfahrung und Informationen so zu verbinden, dass Menschen klüger handeln und Organisationen lernfähiger werden.“ | Führungskräfte, Change-Agents | Werteorientiert, kulturell | Fördert Lernkultur, Innovationsfähigkeit und Motivation |
oder als Bild/Diagramm/Poster „das man in Schulungen oder Workshops einsetzen könnte“ ;-):

und umgekehrt – die Bewertung durch KI
zur Definition:
„Wissensmanagement ist der intelligente Umgang mit Wissen.“ (Dirk Liesch)
Prompt (an ChatGPT 10.10.2025): Wie würdest Du die folgende Wissensmanagement-Definition einschätzen, bewerten und kritisieren. Was ist gut, was ist schlecht und was ist Dein Fazit: „Wissensmanagement ist der intelligente Umgang mit Wissen.“
Ergebnis:
Die Definition „Wissensmanagement ist der intelligente Umgang mit Wissen.“ ist auf den ersten Blick elegant und einprägsam – aber sie ist auch sehr verkürzt und interpretationsbedürftig. Hier ist eine detaillierte Einschätzung:
✅ Stärken der Definition
-
Kürze und Prägnanz
– Sie ist leicht zu merken und kommunikativ stark.
– Als Schlagwort oder Leitbild („intelligenter Umgang mit Wissen“) funktioniert sie hervorragend, z. B. in Präsentationen, Leitsätzen oder Marketingtexten. -
Flexibilität und Offenheit
– Die Definition lässt Raum für unterschiedliche Kontexte: Sie kann auf Individuen, Teams oder ganze Organisationen bezogen werden.
– „Intelligent“ impliziert Lernen, Anpassung und Effizienz – zentrale Ziele des Wissensmanagements. -
Positive Konnotation
– Der Begriff „intelligent“ transportiert Modernität, Technologiebezug (z. B. KI, Smart Systems) und Zukunftsorientierung.
– Der Satz wirkt motivierend und kann als Vision dienen.
⚠️ Schwächen der Definition
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Zu allgemein und unscharf
– Sie sagt nicht, was genau „intelligenter Umgang“ bedeutet (z. B. Prozesse, Methoden, Strategien).
– Damit ist sie wissenschaftlich und praktisch kaum greifbar.
– Man könnte sie auf fast alles anwenden – von Zeitmanagement bis Ressourcenverwaltung. -
Fehlende Systematik
– Klassische Wissensmanagement-Definitionen (z. B. nach Probst, Nonaka oder Davenport) betonen Prozesse wie Wissensidentifikation, -speicherung, -verteilung und -nutzung.
– Diese Dimensionen fehlen hier völlig, was die Definition für den organisatorischen Einsatz zu vage macht. -
Unklare Bewertungsbasis
– Was ist „intelligent“? Rational? Effizient? Nachhaltig? Innovativ? Ohne Kriterien ist das unbestimmt.
– In Organisationen kann das zu Missverständnissen führen: Jede Abteilung versteht etwas anderes unter „intelligentem Umgang“.
💡 Fazit
Die Definition ist prägnant, inspirierend und rhetorisch stark, aber inhaltlich zu unbestimmt, um als tragfähige Arbeitsgrundlage für Wissensmanagement zu dienen.
Sie eignet sich gut als Leitidee oder Motto, z. B. auf einer Einleitungsfolie oder als Vision („Wir wollen Wissen intelligent managen“), aber nicht als operative oder wissenschaftliche Definition.
🔧 Verbesserungsvorschlag:
„Wissensmanagement ist der intelligente und systematische Umgang mit Wissen – das Erkennen, Teilen, Nutzen und Weiterentwickeln von Wissen, um Lernen, Innovation und Leistungsfähigkeit zu fördern.“
So bleibt der „intelligente Umgang“ als Kern erhalten, wird aber durch Struktur und Zielrichtung ergänzt.
Fazit:
Schätzt bitte selber die Ergebnisse ein und bildet euch eure Meinung.
Meine ist:
Es ist schon recht überzeugend wie gut, Stand heute, die Anfragen (Prompts) beantwortet werden (in diesem Beispiel von ChatGPT). Insbesondere die motivierende „Leitbild Definition“ hatte ich bisher so nicht auf dem Schirm. Auch das Tabellenergebnis ist überzeugend. Spannend finde ich auch die unterschiedliche Informationsdichte zwischen der ersten Aufzählung und der Tabellendarstellung, siehe z.B. Definition 4 (die an Probst angelehnte).
Das Bild „für Schulungen und Workshops) ist derzeit noch eher als „Versuch“ zu betrachten, was so noch nicht nutzbar ist und noch deutliche Fehler enthält, aber zumindest einen Vorschlag enthält, wie man so eine Darstellung optisch gestalten könnte.
Die Einschätzung zu meiner „Kurz-Definition“ ist auch recht überzeugend … vielleicht finde ich das auch nur wegen des wertschätzenden Lobs (im positiven Abschnitt). Cool, auf die Idee, dass die Definition auch entsprechend für viele Management-Disziplinen passt, war ich noch gar nicht gekommen, z.B. „Zeitmanagement ist der intelligente Umgang mit Zeit.“ :-).
Was auch diese Antworten deutlich machen ist: Die EINE Definition von Wissensmanagement ist gar nicht sinnvoll. Es geht darum, je nach Ziel/Zielgruppe eine möglichst umfassende (kurze oder lange) Definition zu nutzen, die die richtigen Blickwinkel entsprechend des Zieles setzt.